Berichte LandFrauenverein Rethem 2020
Landfrauen informieren sich über Mikroplastik
Die erste Veranstaltung des Landfrauenvereins Rethem unter Coronabedingungen wurde gut gemeistert. Zur Erntedankversammlung in der Schützenhalle Stöcken begrüßten die Landfrauen die Referentin Edda Möhlenhof-Schumann von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit ihrem Vortrag „Wenn die Plastiktüte wieder auf dem Teller landet … Mikroplastik in der Umwelt und im Essen“.
Die Referentin gab Informationen zu den Fragen: “Um welche Stoffe geht es bei Mikroplastik? Wo kommt es her und wo geht es hin? Welche Risiken bestehen für die Gesundheit? Wie kommen wir aus der Falle wieder raus?“
Sie berichtete, dass wir laut einer kanadischen Studie pro Woche ca. 5 g Mikroplastik essen, was so viel Plastik wie eine Kreditkarte ist. Möhlenhof-Schumann sagt:“ Mikroplastik kann man überall finden, man muss nur lang genug suchen. Es gibt zahlreiche publizierte Studien zu Funden bei Meerestieren, Fischen, Muscheln, Meersalz, Trinkwasser und Mineralwasser.“
Die Landfrauen wurden informiert, dass der größte prozentuale Anteil an Mikroplastik der Kfz-Anteil mit dem Reifen- und Straßenabrieb ist. Es folgte ein Anteil ungeklärter Herkunft und dann der Anteil von Baustellen sowie falsch entsorgtem Plastik. Kleine prozentuale Anteile befinden sich auf Sport- und Spielplätzen, in Schuhsohlen, in Kleidung durch Faserabrieb, Kunststoffverpackungen und in Kosmetika. Die Referentin erläuterte den Mikrofaser-Kreislauf und berichtete über die Dauer der Zersetzung sowie die Abbauzeit im Meer verschiedener Materialien.
„Es wird über Entzündungen, Antibiotika, Resistenzen und hormonelle Auswirkungen als Gesundheitsrisiko von Mikroplastik diskutiert. Da Plastik biologisch so gut wie nicht abbaubar ist, wird uns dieses komplexe Thema überall noch lange begleiten “, sagte die Referentin.
Außerdem berichtete sie über Müll, Zigarettenkippen, die korrekte Trennung des Mülls, Recycling, Probleme beim Recycling, Verbot von Einwegplastik, nachwachsende Rohstoffe, Verpackung von Lieferdiensten und Vermeidung von togo Produkten.
Die Referentin hielt an Lebensmittel wieder wertzuschätzen, keine Lebensmittel in den Müll zu geben, sondern Reste zu verwerten oder einzufrieren. Auch unsere Wasch- und Hygieneartikel sollten wir in Zusammensetzung sowie Dosierung ständig abwägen. Bei Kleidung sollte man nach Möglichkeit Naturfasern bevorzugen und bedenken, je rauer die Textiloberfläche, desto höher der Textilabrieb.
Möhlenhof-Schumann riet den Landfrauen immer wieder ihr Handeln zu überdenken sowie beim Einkauf so viel wie möglich zu hinterfragen und auf Plastik zu verzichten. „Wenn sich mehr als fünf Zusatzstoffe, die man nicht kennt oder nicht aussprechen kann in einem Artikel befinden, dann lassen Sie ihn lieber im Geschäft!“ riet die Vortragende. Sie gab Anregungen zu Apps über Inhaltsstoffe, welche Tüte die beste ist, Informationen zu zerowaste (nachhaltige Produkte ohne Müll) bzw. umweltfreundliches Verpackungsmaterial z. B. Stroh statt Plastik, Stoffbeutel, Mehrweg statt Einweg nutzen, Glas oder Papierverpackungen und wie Supermärkte und Co. Verantwortung übernehmen, um Plastikmüll zu vermeiden.
Außerdem berichtete die Referentin über die Laserkennzeichnung, das Natural Branding bei Obst und Gemüse, welches bedenkenlos mitgegessen werden kann. Dieses konnten die Rethemer Landfrauen gleich bei der Erntedankversammlung vor Ort begutachten, denn als kleines Präsent gab es für jede Landfrau einen Apfel mit dem Landfrauen-Logo.
Wanderung am 20.08.2020
Wir sind mit der Gästeführerin Christa Dittmer in kleiner Runde auf dem Heidschnuckenweg gepilgert. Start war in Niederhaverbeck über den Wilseder Berg, durch den Totengrund zurück nach Niederhaverbeck. Insgesamt sind wir 12 km bei bestem Wetter gepilgert.
19. Februar 2020 Jahreshauptversammlung Protokoll
An der Jahreshauptversammlung im Gasthaus Rüpke in Altenwahlingen nahmen 85 LandFrauenteil.
Rita Oestmann, 1.Vorsitzende, begrüßte alle Anwesenden sowie Fritz Bätje als Vertreter der Presse von der Walsroder Zeitung und der Verdener-Aller-Zeitung. Angekündigt wurden nach der Kaffeepause der Jahresrückblick in Form einer Diashow von Sylvia Kopmann und das Duo Cerstin Rosenberg und Iris Schultze als „Schwestern von gestern‘“ mit ihrem Repertoire an Schlagern von 1920 bis 1970.
„Meine Kindheit in der DDR“ - Vortrag am 16.01.2020
Bei der ersten Versammlung der Rethemer Landfrauen in 2020 erzählt Gesine Lange die eigene Geschichte über ihre Kindheit in der DDR und betont, dass man viele verschiedene Geschichten hören sollte, die dann als „einzelne Mosaiksteine“ ein „umfassendes Bild von dem Leben in der ehemaligen DDR“ergeben. Sie wurde im Mai 1967 in Rostock geboren und ist die Tochter des Altbundespräsidenten Joachim Gauck. Die ersten 4 Jahre verbrachte sie in Lüssow Nähe Güstrow, wo ihr Vater seine erste Pfarrstelle innehatte. Die „Freiheit“ auf dem Lande genoss Gesine Lange, auch weil sie nicht in die staatliche Krippe ging, da die Mutter in der Zeit nicht berufstätig war. Es gab in der DDR wenig Pastoren, weil „man nicht so viele brauchte“. Der Glauben wurde in dem sozialistischen Land „still und heimlich“ gelebt.
Der Umzug nach Rostock war eine große Umstellung. Die Wohnung im „Plattenbau“ war zwar geräumig und hatte Sanitäranlagen, aber die Umgebung war doch eher trist. Gesine Lange demonstrierte das durch authentische Fotos aus dem Bildband „Die sanfte Rebellion der Bilder“.
Beim Besuch der Vorschule, die verpflichtend für alle Kinder war und als Vorbereitung auf die Schule diente, erfuhr Frau Lange, dass man „in zwei verschiedenen Sprachen spricht“. Im Gegensatz zum Elternhaus, in dem die Familie frei und ungezwungen sprach, wurden in der Vorschule Vokabeln wie „Proletariat, Faschisten, antifaschistischer Schutzwall, NVA, LPG, Brudervolk, FDJ,…“ vermittelt, die für die Schüler „leere Hüllen“ waren. Die Organisationen wie die FDJ wurde als Stütze des Landes bezeichnet, die für die Zukunft wichtig war. Die Soldaten der NVA wurden sprachlich als „Helden“ bezeichnet wie auch die jungen Pioniere. Es war staatlich erwünscht, sich an diesen Organisationen zu beteiligen. Die Bilder in den Lehrbüchern zeigten in großer Selbstverständlichkeit Waffen, heldenhafte Soldaten und man sang fröhliche Kampflieder. Durch die Erziehung in den Schulen wurde ein „Hass im Herzen geschürt und Ängste erzeugt“, so Gesine Lange.
Die Referentin erzählte, dass sie nicht gern in die Schule ging, oft dachte „ich bin anders“ und erst später die Zusammenhänge erkannte. Es gab keine Nähe zu christlichen Kindern, dadurch hatte sie wenig Freunde und schwieg oft, weil Kirche und christlicher Glauben nicht angesagt waren. Erst als sie in der 6. Klasse war und sie in das alte Rostock umzogen, gab es noch einen Mitschüler, der ebenfalls aus einer christlichen Familie kam. So stand sie nicht mehr allein, wenn Sprüche gegen die Kirche geäußert wurden. Sie empfand die „Kirche als Insel“, wo man alles sagen konnte, was man wollte. Dort gab es auch eine Gemeinschaft und viele Gottesdienstbesucher waren nach einem Gottesdienst ermutigt, weiter in „der grauen Zeit“ zu leben. Gesine Lange war in einer Rockband Sängerin, die in den Kirchen christliche Rockmusik spielten. Auch dort standen sie unter Beobachtung der Stasi, die befürchtete, dass die „Kirche sich in die Schule einschleichen“ könnte. Der sozialistische Staat misstraute seinen eigenen Bürgern und überwachte sie permanent.
Im Schulfach „Zivilverteidigung“ in der 9.und 10. Klasse lernten die Schüler den Umgang mit Waffen, Sirenentönen und bastelten Gasmasken. Auf Seiten der Kinder gab es nur den „Widerstand“ auf dem Schulhof, im Unterricht folgte man
mit „Augen zu und durch“. Die Referentin weigerte sich, Schießübungen zu machen. Daraufhin gab es den Druck durch das „Kollektiv“, sich doch unterzuordnen, damit man als Klasse keine Nachteile hatte.
Mehr und mehr wurden Ausreiseanträge gestellt, um diesem System zu entkommen. Gesine Lange verließ das Land im Juni 1989, nachdem sie den Antrag 1988 gestellt hatte. Die Zeit der friedlichen Revolution bezeichnet sie als „tolle Zeit“, in der alle den Mund aufmachten und ohne Gewalt das Ende der DDR herbeiführten.Sie lebt in der Nähe von Bremen und ist dankbar, dass es zu der Wiedervereinigung gekommen ist. Sie genießt die Freiheit und empfindet es „als Geschenk, sein eigenes Leben in die Hand nehmen zu können“.
